Wann und wie werden Kontrollvariablen berücksichtigt?

Fragen und Diskussionen rund um die Statistik und deren Anwendung.
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myle
Beiträge: 4
Registriert: 19.04.2012, 14:45

Wann und wie werden Kontrollvariablen berücksichtigt?

Beitrag von myle »

Hallo zusamen,

Ich tüftle nun schon seit geraumer Zeit an einem grossen Datenset rum, weshalb mir immerwieder merkwürdige Zusammenhänge auffallen.
Da mein Abgabe-Termin aber immer näher rückt und ich bisher keine klaren Antworten auf diese Frage gefunden habe, dachte ich es hier mal zu versuchen.

Info zu untersuchten Daten:
N=57(30kontrollen/27patienten) unglücklicherweise immer mit versch. missings
ich möchte verschiedene Schalfqualitätsvariablen und physiologische Variablen zwischen meinen beiden Gruppen untersuchen und weiter auf Zusammenhänge prüfen.
Dabei wird in der Literatur schon auf verscheidene zu kontrollierende Aspekte hingewiesen, wie z.B. koffein, medikamente, zigaretten depression etc.

Frage:
Ich habe nun zwei wiedersprüchliche Ansichten recherchiert, wann man Variablen kontrollieren kann und wollte mich nun hier nochmals erkunden wie es gehandhabt wird.
Zum einen wird gesagt, wenn sich eine Variable zwischen den Gruppen unterscheidet, muss man dafür kontrollieren.
Zum anderen heisst es, dass eine Variable die neben der Gruppenvariable (UV) mit der AV in Zusammenhang steht, aber nicht sign. unterschiedlich ist in der UV, kontrolliert werden muss.

Welche Aussage stimmt nun?
Und wenn letztere stimmt, (was ich irgendwie vermute), was macht man mit den Variablen die sich zwischen den Gruppen unterscheiden?könnte das nicht auch einen Effekt haben?

Als konkretes Bsp.:
AV1 (schlafquali) ist signifikant untschiedlich zwischen den Gruppen(UV).
AV2 (schlafquali2) ist knapp nicht signifikant untschiedlich zwischen den Gruppen.
(KV) Depression (ja/nein) ist nicht unterschiedlich zwischen der UV aber hängt mit der AV zusammen, wird diese integriert in die Analyse z.B. Regression oder partielle Korrelation, sind beide AV signifikant zwischen der UV.
(KV) Zigarette(ja/nein) ist unterschiedlich zwischen der UV und hängt mit der AV zusammen, wird diese integriert in die Analyse z.B. Regression oder partielle Korrelation, sind beide AV nicht mehr signifikant zwischen der UV.
-> ich erkläre mir das so, dass Zigarette zu stark mit der Patientengruppe zusammenhängt, und mir somit den Gruppeneffekt zerstört.

Nur was ist jetz richtig, wie wird sowas gehandhabt?

Ausserdem, gibt es zuviele Variablen auf die ich aus der Literatur her Rücksicht nehmen müsste, um diese nun einzuschränken dachte ich vorab mittels Korrelationen die wichtigen herauszufilten, ist das OK?
Ich wüde dafür für jede AV die gleichen Kontrollvariabeln integrieren, auch wenn nicht jede mit jeder AV korreleirt. Ist das korrekt, oder gibt es dazu bessere Vorschläge?

Ich bin unglaublich dankbar, für jede Hilfeleistung, die mir aus meinem Denkkarussell aussteigen hilft!

Ganz herzlichen Dank und Liebe Grüsse!
Generalist
Beiträge: 1733
Registriert: 11.03.2010, 22:28

Re: Wann und wie werden Kontrollvariablen berücksichtigt?

Beitrag von Generalist »

Zum anderen heisst es, dass eine Variable die neben der Gruppenvariable (UV) mit der AV in Zusammenhang steht, aber nicht sign. unterschiedlich ist in der UV, kontrolliert werden muss.
Kontrolliert werden KANN. Alle denkbaren sonstigen Variablen auf der
Welt einbeziehen zu wollen, die mit einer AV korreliert sind, wäre etwas
viel verlangt. Der Vorteil des Einbezugs ist häufig, dass Varianz aufgeklärt
wird, die durch die eigentliche UV NICHT aufgeklärt wurde, somit wird
die Fehlervarianz reduziert und die UV hat größere Chancen signifikant
zu werden. Allerdings muss man aufpassen, dass man nicht ein Konstrukt
aus der AV "herausrechnet", das wesentlich zur Definition der AV gehört.
myle
Beiträge: 4
Registriert: 19.04.2012, 14:45

Beitrag von myle »

...Oh... ja natürlich, KANN ;-)

Aber heisst das nun, dass die zweite Annahme diejenige ist, die man befolgen sollte?( kennt jemand dazu gerade eine zitierbare Quelle?) und man Variablen die sich zwischen Gruppen unterscheiden und Einfluss auf dei AV haben einfach diskutieren muss, aber eben nicht miteinbziehen kann?

Danke schon mal fürs Antworten, Generalist, hast du zufälligerweise auch noch schlaue Ideen zu den anderen Punkten?

Danke und lieben Gruss,
My
Generalist
Beiträge: 1733
Registriert: 11.03.2010, 22:28

Beitrag von Generalist »

man Variablen die sich zwischen Gruppen unterscheiden und Einfluss auf die AV haben einfach diskutieren muss, aber eben nicht miteinbziehen kann?
Wie kommst Du denn jetzt darauf? Konfundierte Variablen, die auf die
AV einen Einfluss haben und zugleich unterschiedlich über die
Untersuchungsgruppen hinweg verteilt sind, werden von jeher routinemäßig
statistisch kontrolliert, sofern sie mit erfasst wurden.
myle
Beiträge: 4
Registriert: 19.04.2012, 14:45

Beitrag von myle »

Danke, für deine Antwort.
Wie gesagt, dass habe ich aus statistischen Quellen so recherchiert.
genau ist es in A. Fields Buch "Discovering statistics using SPSS" (3ed) auf s. 398) erwähnt. Da geht es um die unbedingte Unabhängigkeit einer Covariaten zum experimentellen Effekt, dass zwar auch in diesem Fall Kovariaten oft eingesetzt werden, dies aber eben fälschlicherweise getan wird. (er zitiert da wohl was von Wildt & Athola, 1978).

Mein Problem ist ja eben, dass ich praktisch alles erfasst habe! ich habe fast 3000 Variablen, und könnte quasi alles kontrollieren. Und um mich von anderen Studien abzuheben, will ich auch endlich mal für gewisse Dinge kontrollieren, wird eben oft nicht gemacht, sondern nur drauf hingewiesen.

Irgendwie muss ich aber die Anzahl Variablen einschränken die ich in meine Analysen mit einbeziehe, darum hier die Fragen.

Wenn das wie du sagst routinemässig gemacht wird, frage ich mich nun aber ob das so richtig ist, oder eben nur fälschlicherweise so gemacht wird? weil es macht ja tatsächlich keinen Sinn etwas miteinzubeziehen, dass eigentlich die IV miterklärt, also z.B. etwas was eindeutig mit der IV zusammenhäng?

Hast du, oder sonst jemand evtl. noch konkrete Vorschläge dazu wie man am besten mögliche Kovariablen einschränkt (ausser der Literatur?), wäre meine Idee mit der Korrelation legitim?

Danke, liebe Grüsse und schönen Tag.
Generalist
Beiträge: 1733
Registriert: 11.03.2010, 22:28

Beitrag von Generalist »

Vielleicht ist propensity scoring etwas für Dich http://pareonline.net/pdf/v11n9.pdf
myle
Beiträge: 4
Registriert: 19.04.2012, 14:45

Beitrag von myle »

Hallo Generalist,
da du bisher der Einzige antwortende bist, sprech ich dich auch mal persönlicher an.

Ich hab mir das mal durchgelesen und mich noch weiter informiert.
An sich ne schöne Sache, nur glaub ich leider, dass das mit meinem N = 57 (und teilweise weniger) gar nicht möglich ist.
Oder siehst du das anders?

Danke dir auf jedenfall für deine Mühen. Und ich bin weiterhin froh für andere kluge Vorschläge!

GLG, udn schönen Abend.
rnr
Beiträge: 2
Registriert: 12.04.2018, 21:16

wie ging es weiter?

Beitrag von rnr »

Wie hattest du es letztlich gemacht und was hattest du noch herausgefunden? Hab nämlich das gleiche Problem.
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