Auswertung von Fragebögen mit Ordinalskala

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schwarmgeist
Beiträge: 4
Registriert: 17.01.2012, 09:49

Auswertung von Fragebögen mit Ordinalskala

Beitrag von schwarmgeist »

Hallo Netzgemeinde,

Ich habe ein Problem bei der Auswertung von Fragebögen. Leider haben mich diverse Ebooks und Google Ergebnisse mehr verwirrt, als erhellt. Wenn einem die Grundlagen fehlen nützt das Internet leider nicht viel...

Ich schreibe gerade eine Medizinische Doktorarbeit, die 3 verschiedene Operationsmethoden miteinander vergleicht.

Allerdings sind die Probandenanzahlen recht unterschiedlich, sodass ich gerne ausrechnen würde inwieweit meine Ergebnisse signifikant sind.

Zum Einen werden Fakten verglichen, wie Alter der Personengruppen oder auch Krankenhausaufenthalt in Tagen. Das habe ich mit einem One-Way Anova ganz gut hinbekommen in Graphpad Prism 5.

Nun habe ich aber Relativ viele Fragen mit "String" antworten und dachte das ich dafür am besten SPSS benutze.

Beispielfrage
Hatten Sie Schmerzen nach ihrer Entlassung?
Sehr Starke Schmerzen - Starke Schmerzen - wenig Schmerzen - keine Schmerzen

Jetzt habe ich bei SPSS eine Kreuztabelle angefertigt in der Zeile die Operationsmethode und in der Spalte dann die Frage aus dem Fragebogen.

Zur Signifikanzprüfung weiß ich allerdings nicht so recht welchen Test ich verwenden soll, da ich ja Ordinalskalen habe. Ich habe auch mal alle durchprobiert, aber in keinem Test habe ich eine Signifikanz von kleiner 0,05 erreicht. Meistens sind es werde um 0,986. Muss ich die nochmal 1- nehmen?

Wenn ich nur die Prozentsätze selber ausrechne kommen schon deutliche Unterschiede zu Tage, da kann es doch eigentlich nicht sein?

Vielleicht mal ein Beispiel:

Wann konnten Sie Alltagsaktivitäten wieder Schmerzfrei ausüben?
1 Woche - 2 Wochen - 3 Wochen - 4 Wochen - Es dauerte länger als 5 Wochen

OP A: 209 Probanden
Keine Angabe: 4
1 Wochen: 41
2 Wochen: 47
3 Wochen: 51
4 Wochen: 44
5+ Wochen: 22

OP B: 46 Probanden
Keine Angabe: 1
1 Wochen: 9
2 Wochen: 6
3 Wochen: 9
4 Wochen: 14
5+ Wochen: 7

OP C: 9 Probanden
Keine Angabe: 0
1 Wochen: 1
2 Wochen: 1
3 Wochen: 5
4 Wochen: 1
5+ Wochen: 1


Gut das die OP C so wenig Probanden hat und dann keine Signifikanz besteht, das könnte ich verschmerzen. Die wird eben selten ausgeführt. Aber die Unterschiede zwischen A und B sind doch wenn man sich die Prozente angucken auffällig. Warum krieg ich das in Spss nicht raus?

Ein weiteres Problem habe ich dann mit den erzeugten Balkendiagrammen. Die auf der Y-Achse die absolut Anzahl darstellen, was bei den unterschiedlichen Patientengruppen natürlich blöd aussieht. Daher würde ich das gern in Prozenten haben, aber wenn ich das bearbeite und für die y-Achse Prozente einstelle sind aufeinmal alle Balken gleich lang.

Das war dann auch der Moment wo ich dachte, anscheinend weißt du überhaupt nicht was du tust. Vielleicht ist sogar eine Kreuztabelle der falsche Ansatz.

Vielen Dank für Eure Hilfe.

LG
Generalist
Beiträge: 1733
Registriert: 11.03.2010, 22:28

Re: Auswertung von Fragebögen mit Ordinalskala

Beitrag von Generalist »

Beispielfrage
Hatten Sie Schmerzen nach ihrer Entlassung?
Sehr Starke Schmerzen - Starke Schmerzen - wenig Schmerzen - keine Schmerzen
Das ist eine ordinalskalierte Variable. Die 4 Antwortmöglichkeiten sind
geeignet zu codieren, beispielsweise mit den Ziffern 1 bis 4. Fehlende
Antworten in SPSS als "missing value" definieren, damit sie nicht
berücksichtigt werden. Ausgewertet wird das dann mit dem
nonparametrischen Kruskal-Wallis H-Test. Die Gruppierungsvariable wäre
dabei die Methode. Sollte der globale Test (simultaner Vergleich der 3
Gruppen) ein "signifikantes" Ergebnis zeigen, kann man sich danach die
paarweisen Vergleiche der Gruppen ansehen (die post-hoc Tests).

Zu den Grafiken kann ich nichts sagen, die mache ich grundsätzlich
nicht mehr in SPSS, sondern in Excel.
schwarmgeist
Beiträge: 4
Registriert: 17.01.2012, 09:49

Beitrag von schwarmgeist »

Vielen Dank für die schnelle Antwort!

Warum kommt SPSS mit Zahlen besser klar?

Und wenn ich die Antworten codiere: in
1 - keine Schmerzen
2- wenig Schmerzen
3 - starke Schmerzen
4 - sehr starke Schmerzen

Krieg ich dann am Ende nicht ein Ergebniss von 3,567 oder sowas?
Warum kann SPSS nicht einfach Prozente errechnen:
Antwort A 25%
Antwort B 13%
....

Und das dann mit der Anzahl der Probanden in Verbindung bringen und dadurch eine Signifikanzaussage treffen?
schwarmgeist
Beiträge: 4
Registriert: 17.01.2012, 09:49

Beitrag von schwarmgeist »

Problem mit der Signifikanz.

Ich bekomme keine Signifikanten Ergebnisse.
Ich habe um die Methode zu testen mal 3 Gruppen angelegt.
Operation A:
10x1
3x2
3x3
4x4
Operation B:
3x1
10x2
3x3
4x4
Operation C:
5x1
5x2
5x3
5x4
5x5

Ich dachte mir das sind ja in der Tat sehr unterschiedliche Ergebnisse.
Nun mache ich den Kruskal-Wallis-Test und erhalte:
Chi-Quadrat: 2,199
DF 2
Asymptotische Signifikanz: 0,333

Das verstehe ich so, das p=0,333, aber Signifikanz wäre ja erst bei p<0,05 gegeben? Also keine Signifikanz trotz eindeutig unterschiedlicher Testergebnisse. Was mache ich falsch?
Generalist
Beiträge: 1733
Registriert: 11.03.2010, 22:28

Beitrag von Generalist »

Du bekommst kein inferenzstatistisch "signifkantes" Ergebnis, wenn Deine
Stichproben-Daten mit der Nullhypothese vereinbar sind, dass sich die 3
Grundgesamtheiten, aus denen diese Stichproben stammen, nicht
unterscheiden, also die beobachteten Unterschiedlichkeiten in der Stichprobe
auch allein durch Zufallvariation erklärbar sind. Inferenzstatistische Signifikanz
hat ganz und gar nichts damit zu tun, ob Stichprobenergebnisse aus
Betrachtersicht "eindeutig" sind, sondern ganz allein damit, ob die Evidenz
ausreicht, um die Nullhypothese zurückzuweisen.
schwarmgeist
Beiträge: 4
Registriert: 17.01.2012, 09:49

Beitrag von schwarmgeist »

Gut. Dann weiß ich schonmal das ich zumindest technisch keinen Fehler bei der Auswertung mache.

Vielen Dank. Das hat mir sehr geholfen!
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