Hallo,
Ich habe einige Probleme mit dem Formulieren von Hypothesen und hoffe, ihr könnt mir dabei helfen.
In meiner Arbeit geht es um den Vergleich der prognostischen Validität zweier statistischer Verfahren.
Meist wird die Leistung solcher Verfahren zuerst an der Entwicklungsstichprobe und dann bei Anwendung auf einen neuen Datensatz (mittels 10-facher Kreuzvalidierung, Bootstrapping o.ä.) analysiert, um die Robustheit der Leistung zu testen.
Zu einem Verfahren gibt es inkonsistente Befunde: In einigen Studien konnte das sog. shrinkage, d.h. ein Einbruch der prognostischen Leistungsfähigkeit, festgestellt werden, in anderen nicht.
Wenn ich eine solche Datenlage vorfinde, kann ich eigentlich keine Hypothese darüber formulieren, oder? Denn warum sollte ich die Hypothese formulieren, das shrinkage zu erwarten, wenn ich genau so gut aufgrund der bisherigen Studien auch die Hypothese formulieren könnte, es sei kein shrinkage zu erwarten?
Das zweite Problem bezieht sich auch auf diesen Sachverhalt. Das shrinkage wurde meist deskriptiv interpretiert, eine statistische Kennzahl, ob der Einbruch an Leistung als klein, moderat oder beachtlich zu interpretieren ist, gibt es nicht.
Ich kann in empirischen Arbeiten allerdings nur Hypothesen formulieren, die sich auch mittels statistischer Test überprüfen lassen, oder?
D.h. wenn ich für die Überprüfung einer Hypothese keinen geeigneten Test zur Verfügung habe, darf ich eine solche Hypothese gar nicht aufstellen, oder?
Ich hoffe, ich konnte die Probleme klar umreißen und bin jeder Meinung sehr dankbar.
Mit besten Grüßen,
t.
hypothesen und vorannahmen
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re
Nur darauf eine Einzel-Meinung: Wenn dem so wäre, dann hätte es vor den 1950er Jahren so gut wie keine empirischen Arbeiten geben dürfen. Zwar sind die wesentlichen Grundlagen zum Teil sehr viel früher entstanden, wie etwa die Arbeiten von Bernoulli, Laplace, Fisher, etc. Aber umgesetzt in die Logik heutiger Hypothesen-Formulierung wurde das erst viel später. Außerdem unterliegt auch die Statistik einer Entwicklung. Was heute als "p-Ritual" (Gerd Gigerenzer) akzeptiert wird, war gestern noch umstritten und wird morgen schon Schnee von gestern sein.Ich kann in empirischen Arbeiten allerdings nur Hypothesen formulieren, die sich auch mittels statistischer Test überprüfen lassen, oder?
D.h. wenn ich für die Überprüfung einer Hypothese keinen geeigneten Test zur Verfügung habe, darf ich eine solche Hypothese gar nicht aufstellen, oder?
Gruß
drfg2008