Bonferronie Korrektur

Fragen und Diskussionen rund um die Statistik und deren Anwendung.
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Sephiroth
Beiträge: 10
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Bonferronie Korrektur

Beitrag von Sephiroth »

Hallo Zusammen,

stellt euch folgendes, hypothetisches Beispiel vor: 10 VPn füllen morgens, mittags und abends einen Fragebogen aus - also dreimal. Die Fragebögen enthalten nun jedoch(sagen wir) vier zu erfassende Bereiche(A, B, C, D), die inhaltlich keinen Bezug zueinander darstellen sollen(hypothetisch, daher einfach annehmen). Kann man, wenn man die 4 Bereiche als separat nimmt, 4 Einzelanalysen bei vollem Alpha rechnen(z.B. 4x Friemanntest) oder macht es auch hierbei Sinn, eine Korrektur vorzunehmen?!

Vielleicht konkreter: Patienten in einem Krankenhaus füllen dreimal den gleichen Fragebogen aus, der jeweils die Zufriedenheit mit A: Aerzten, B: Krankenschwestern, C: Kantinenpersonal und D: Reinigungskraeften erfasst. Sollte man diese einzeln und unabhaengig betrachten oder korrigieren?! Interessant ist für den Krankenhausbesitzer jeweils die entsprechende Sparte allein(also A, B, C, D).

Waere es ein zur Beantwortung der Frage ein Unterschied, eine Hypothese für alle anzunehmen oder jeweils eine für die einzelnen 4 Bereiche?!

Viele Grueße :)
drfg2008
Beiträge: 2391
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re

Beitrag von drfg2008 »

Sollte man diese einzeln und unabhaengig betrachten oder korrigieren?

Weder noch. Es handelt sich um eine Testwiederholung abhängiger Stichproben. Je nach Verteilung der Zufallsvariablen kämen dann der t-Test mit Messwiederholung, die Varianzanalyse mit MW oder ein adäquater nichtparametrischer Test für MW in Frage.

Gruß
drfg2008
Sephiroth
Beiträge: 10
Registriert: 12.03.2011, 16:38

Beitrag von Sephiroth »

Vielen Dank für die Antwort. Ich versuche es dennoch einmal anders zu formulieren:

Angenommen wir hätten 4 verschiedene Fragebögen(jeder erfasst ein anderes Konstrukt) und nutzen bei diesen zur Analyse aufgrund der Gegebenheiten nonparametrische Verfahren( Bsp. Friedmann).

Würden wir nun 4 einzelne Friedmannanalysen durchführen(z.B. mit je .05) oder spielt die Wahrscheinlichkeit, bei 4 Analysen mindestens einen signifikanten Effekt zufinden(der evtl. keiner ist), eine Rolle?!

Wenn ich dich richtig verstanden habe, gibt es keinen Grund zu korrigieren?!? Wir hätten hier jedoch mehrere Vergleiche?!

Gruß :)
drfg2008
Beiträge: 2391
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re2

Beitrag von drfg2008 »

stellt euch folgendes, hypothetisches Beispiel vor: 10 VPn füllen morgens, mittags und abends einen Fragebogen aus - also dreimal.

Das wäre eine Messwiederholung und als solche auch methodisch zu berücksichtigen (z.B. t-Test bei abhängigen Stp.).
Die Fragebögen enthalten nun jedoch(sagen wir) vier zu erfassende Bereiche(A, B, C, D), die inhaltlich keinen Bezug zueinander darstellen sollen(hypothetisch, daher einfach annehmen).

Bliebe immer noch eine MW (je Bereich).

Kann man, wenn man die 4 Bereiche als separat nimmt, 4 Einzelanalysen bei vollem Alpha rechnen(z.B. 4x Friemanntest) oder macht es auch hierbei Sinn, eine Korrektur vorzunehmen?!

Das wäre vergleichbar mit einem Würfelspiel, in dem die 'Sechs' dem Fehler entsprechen würde, den man vermeiden möchte (p=1/6). Spielst du mit einem Würfel einmal (entspricht einer Fragebogenaktion), dann beträgt p=1/6. Spielst du dreimal (drei Fragebögen hintereinander), kannst du dreimal die Sechs würfeln. D.h. p(niemals sechs) = (1-1/6)^3 (Was allerdings bei MW-Methoden wie dem t-Test bei MW dadurch kompensiert wird, dass aus mehreren Wiederholungen nur ein Test konstruiert wird und damit nur einen Versuch darstellt). Ansonsten wäre bei wiederholten Einzeltests eine Korrektur notwendig, wenn insgesamt ein p=1/6 aufrecht erhalten werden soll.

Spielst du nicht mit einem Würfel, sondern mit 4 Würfeln (4 Fragen in einem Bogen), dann ist die Wahrscheinlichkeit eine 'Sechs' zu würfeln höher als nur 1/6. Allerdings wird es hier etwas kompliziert. Während die vier Würfel sich wohl kaum darum kümmern, was der jeweils andere macht, sind die vier Fragen die ein Proband beantwortet, mit hoher Wahrscheinlichkeit voneinander abhängig (hinzu kommen noch Reihenfolgeeffekte, etc.).

Gruß
drfg2008
Sephiroth
Beiträge: 10
Registriert: 12.03.2011, 16:38

Re: re2

Beitrag von Sephiroth »

Vielen Dank zunächst. Der Bereich der Messwiederholung ist soweit klar. :)
drfg2008 hat geschrieben:Spielst du nicht mit einem Würfel, sondern mit 4 Würfeln (4 Fragen in einem Bogen), dann ist die Wahrscheinlichkeit eine 'Sechs' zu würfeln höher als nur 1/6. Allerdings wird es hier etwas kompliziert. Während die vier Würfel sich wohl kaum darum kümmern, was der jeweils andere macht, sind die vier Fragen die ein Proband beantwortet, mit hoher Wahrscheinlichkeit voneinander abhängig (hinzu kommen noch Reihenfolgeeffekte, etc.)
Ich möchte das Beispiel mit den vier Würfeln nocheinmal aufgreifen. Man kann sich, wenn ich dich richtig verstanden habe, auch vorstellen, vier Fragebögen zu nehmen, von denen jeder ein anderes Konstrukt erfasst: z.B. Intelligenz, politische Einstellung, sportliche Begabung, Konzentrationsfähigkeit.

Jede VP füllt die vier Fragebögen dreimal aus: morgens, mittags, abends(die Sinnhaftigkeit lassen wir hierbei mal außen vor :) ). So haben wir den Messwiederholungsfaktor für jede Person abgedeckt und zwar für jeden Fragebogen.

Frage: Dürfte man die vier Fragebögen nun als unabhängige Gruppen ansehen und rechnen? Also als hätten 10 VPn in Hamburg nur Intelligenzbögen ausgefüllt; 10 andere VPn in München den zur politischen Einstellung; weitere 10 VPn in Leipzig die sportliche Begabung; 10 VPn in Dortmund einen zur Konzentrationsfähigkeit?! So als wären es völlig fremde Gruppen, die von einander nichts wissen. ODER muss man hierbei jeweils eine Korrektur vornehmen, ähnlich dem Subgruppenproblem - quasi mit steigender Gesamtzahl der Analysen schon irgendwas zu finden?! Ohne Korrektur hätte ich da etwas "Bauchschmerzen"

Viele Grüße
drfg2008
Beiträge: 2391
Registriert: 06.02.2011, 19:58

re2

Beitrag von drfg2008 »

Nur mal darauf meine Meinung:
Dürfte man die vier Fragebögen nun als unabhängige Gruppen ansehen und rechnen? Also als hätten 10 VPn in Hamburg nur Intelligenzbögen ausgefüllt; 10 andere VPn in München den zur politischen Einstellung; weitere 10 VPn in Leipzig die sportliche Begabung; 10 VPn in Dortmund einen zur Konzentrationsfähigkeit?! So als wären es völlig fremde Gruppen, die von einander nichts wissen.
Nein. Es kommt auf den Zufallsprozess an, nicht auf die Menge Papier, die hier eingesetzt wird. Ob du vier Fragen in einem Fragebogen beantworten lässt oder vier Fragen auf vier Fragebögen, bleibt gleich. Das sagt allerdings noch wenig darüber aus, wie das korrigiert wird. Wenn du zum Beispiel eine Itembatterie von 100 Items beantworten lässt und (als Beispiel) Unterschiede zwischen Männern und Frauen per t-Test über sämtliche 100 Items berechnest, dann müsstest du bei diesem Massentest eine Bonferroni Korrektur (oder die exakte K.) vornehmen. Dann wäre ein signifikantes Ergebnis erst erreicht, wenn p beim einzelnen Test der 100 Tests insgesamt bei p < 0,005 liegt (p/n). Sonst könnte man auf alles fröhlich testen und im Bericht nachher nur das angeben, was signifikant wurde frei nach dem Motto: Wer fleißig ist, findet viel.

Gruß
drfg2008
Sephiroth
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Beitrag von Sephiroth »

Vielen Danke für die Antwort. Das ging in etwa in die Richtung meiner Vermutung, es korrigieren zu müssen oder am Ende zumindest zu erwähnen, damit sich der geneigte Leser darüber ein Urteil bilden kann. Danke nochmal.

Sephiroth :)
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