(Un-)angebrachte Methodenkritik?

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Konkordanz
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(Un-)angebrachte Methodenkritik?

Beitrag von Konkordanz »

Hallo Forum,

ich habe mich heute über eine Studie gewundert, welche im Zusammenhang mit der AfD (Meuthen) und dem ZDF Faktencheck zur Sprache kam (Link siehe unten).

Klarstellung vorab: Mir geht es nicht um den Inhalt und die Frage, ob der Klimawandel menschgemacht ist oder nicht. Ich frage aus wissenschaftsethischer und methodischer Sicht.

Auf folgender Seite findet ihr die kurze Diskussion: https://www.zdf.de/nachrichten/heute/kl ... tor=CS5-48

Das ZDF teilte auf FB ein Bild, welches den Titel trug: "Was studien zur Ursache des Klimawandels sagen". Darunter die Angabe von 97,1 Prozent von n=4.014 Studien, die zu dem Ergebnis kommen, dass der Klimawandel menschgemacht ist. 1,0 % zeigten sich "unsicher" und 1,9 verneinten den menschgemachten Klimawandel. Mehr Informationen zum Studienaufbau gibt es nicht.

Öffnet man die Studie, erkennt man, dass die Stichprobe insgesamt rund 12.000 Forschungsarbeiten beinhaltet. Kurzform: Die Forscher haben sich die Abstracts dieser 12.000 Studien angeschaut und eine Inhaltsanalyse betrieben. Von den 12.000 Abstracts beinhalteten rund 34 Prozent Aussagen über den menschgemachten Klimawandel. Und von diesen 34 Prozent äußerten 97,1 Prozent, dass der Klimawandel menschgemacht ist.

Wie seht ihr das? Hat das ZDF hier wichtige Informationen weggelassen? Ich finde schon. Denn es ist doch ein Unterschied, ob man schlussfolgert:
a) "Von 4.014 Studien sagen 97,1 Prozent, dass der Klimawandel menschgemacht ist." (so zumindest würde man das Bild interpretieren)
...oder ob man sagt:
b) "97,1 % der Studien, die eine Position zu den Ursachen des Klimawandels beziehen, nennen den Menschen als Ursache".

Letztere Aussage (b) steht korrekterweise auf der Website des ZDF. Also klar, solceh Bilder können die Komplexität der Realität nicht abbilden und sollen es auch gar nicht. Aber ist es methodisch und wissenschaftsethisch nicht durchaus problematisch, diese Informationen wegzulassen? Oder bin ich zu pedantisch?


Link zur Studie:
https://iopscience.iop.org/article/10.1 ... 2nWf8KIn60
dutchie
Beiträge: 2767
Registriert: 01.02.2018, 10:45

Re: (Un-)angebrachte Methodenkritik?

Beitrag von dutchie »

hallo Konkordanz

:twisted: FAKE NEWS :twisted:

beide aussagen a) und b) sind problematisch...Das ist die KOmpleXität einer 4 Felder Tafel...BAYES usw..
und das Problem: Menschen und Prozentrechnung

a) weil es eben nicht "bedingt" ist, P(menschengemacht/Ausage darüber)
so entsteht der eindruck das auch alle Studien zum Klimawandel gemeint sein könnten, dass alle studien stellung beziehen mensch ja - nein
.. und es insgesamt 4014 gibt, etwas irreführend!!!

b) weil nur ein Prozensatz da steht und nicht die absoluten zahlen, wenn das nur drei studien sind, ist das nicht überzugend...da es insgesamt 12 000 gibt.
Verdacht: man rettet sich in die Prozente, um zu verschleiern, das das nur wenige sind..

warum schreibt man nicht:
c) Von 4.014 Studien, die eine Position zu den Ursachen des Klimawandels beziehen, nennen "97,1 % den Menschen als Ursache.
ist vielleicht ein guter kompromiss aber auch nicht vollständig, weil das wenige sein können, wenn es 12 000 000 studien insgesamt gäbe.

oder so:
d) Von den 33% (4012 / 12000) aller Studien, die eine Position zu den Ursachen des Klimawandels beziehen, nennen "97,1 % den Menschen als Ursache.
dann stellt sich aber die frage, warum geht es bei den anderen 67% nicht um den menschen! und prozente von prozente versteht kein mensch.

e) 4012 von insgesamt 12000 aller Studien, beziehen Position zu den Ursachen des Klimawandels , von diesen 4012 nennen "97,1 % den Menschen als Ursache.
das sind mehr als zwei zahlen gleichzeitig, ich kann mir gut vorstellen das Redakteure in ihrer ausbildung lernen das zu vermeiden, weil menschen
dann abschalten...

f) 33% aller studien zum klimawandel nennt den menschen als ursache ( das stimmt auch, sagt aber nicht was gesagt werden soll)

also entweder man macht es richtig, dann hört keiner hin, weil die leute zu blöd sind..
oder man macht es falsch (oder notgedrungen einfacher), um gehört zu werden, dann muss man sich vorwerfen lassen, die leute für blöd zu verkaufen.

DRAMA...

gruß
dutchie
Konkordanz
Beiträge: 81
Registriert: 25.03.2018, 17:56

Re: (Un-)angebrachte Methodenkritik?

Beitrag von Konkordanz »

Danke für deine Gedanken!
Gut zu wissen, dass nicht nur ich die Darstellungsform komisch finde.
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