Zwei Regressionen miteinander auf Signifikanz vergleichen?

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peter_reust
Beiträge: 6
Registriert: 08.10.2010, 08:31

Zwei Regressionen miteinander auf Signifikanz vergleichen?

Beitrag von peter_reust »

Hallo zusammen. Ich stehe vor einem grossen statistischen Fels, der meinen Weg blockiert (…) Hoffe ihr könnt mir helfen.

Folgendes ist gegeben:
N= 60 (2x30)
UV = Zwei Kommunikationsmedien (Chat vs. Normale Kommunikation)
AV1 = Leistung (gemessen durch Fremdrating)
AV2 = gefühlte Beanspruchung (gemessen mit Fragebogen und Herzfrequenzmessung)

2 Wochen vor dem Experiment wurden einige Persönlichkeitsmerkmale (Extra, Neruo, Testangst) erfragt. Die VPn wurden anschliessend auf die 2 Bedingungen gleichmässig verteilt und mussten im Experiment ein Interview durchlaufen…
Die ersten beiden Hypothesen (dass sich die Leistung und Beanspruchung der VPn gegenüber den zwei Kommunikationsmedien nicht unterscheiden, konnte bestätigt werden. D

Nun möchte ich aber überprüfen, wie sich die verschiedenen Persönlichkeitsmerkmale auf meine AVs auswirken und teste folgende Hypothese:
Unabhängig des Kommunikationsmediums wird angenommen, dass je höher der Neurotizismus, desto geringer die Leistung / höher die Beanspruchung in beiden Kommunikationsmedien ist . Dies rechne ich mit einer Regressionsanalyse.
Nun möchte ich aber auch überprüfen, wie sich die Persönlichkeitsmerkmale in den einzelnen Bedingungen auswirken.
Hier nun meine Frage: Kann ich dafür die Persönlichkeitsmerkmale als Moderatorvariable in die Regression mit einnehmen? (1. Schritt UV (Medien) und Persönlichkeitsmerkmal, 2. Schritt Produkt dieser zwei Variablen? -> zentrierte Prädiktoren)
Das Problem ist, dass ich so nicht entnehmen kann, ob sich die beiden Medien (vorausgesetzt, es konnte keine Moderation gefunden werden) hinsichtlich des Einflusses eines Persönlichkeitsmerkmales trotzdem signifikant unterschieden? Es könnte ja sein, dass sich der Neurotizimus viel stärker innerhalb der Bedingung „ normalen Kommunikation“ auswirk als in der Chatbedingung. Muss ich hier die Korrelationen miteinander auf Signifikanz testen?
Ich hoffe sehr, dass ihr mir weiterhelfen könnt. Wenn etwas noch nicht klar ist, kann ich gerne noch weitere Infos abgeben. Euch allen einen schönen Tag,
Peter
peter_reust
Beiträge: 6
Registriert: 08.10.2010, 08:31

Beitrag von peter_reust »

kann mir niemand helfen? braucht ihr noch zusätzliche informationen?
Silversurfer
Beiträge: 165
Registriert: 05.07.2009, 21:10

Beitrag von Silversurfer »

Hallo Peter,

viele die hier im Forum regelmäßig Fragen beantworten, tun das quasi ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Da gerade diese heutzutage oft rar gesät ist, kann es durchaus vorkommen, dass ein Beitrag auch mal mehrere Tage unbeantwortet bleibt, bis sich jemand findet, der gerade Zeit hat und mit dem Thema der Frage vertraut ist. Daher ist es sicher überzogen eine Antwort innerhalb weniger Stunden zu erwarten.

Zu deiner Frage:

Das Thema wurde hier bereits diskutiert:
http://www.statistik-tutorial.de/forum/ftopic465.html
http://www.statistik-tutorial.de/forum/ftopic16.html

Falls du einen Unterschied zwischen Korrelationen inferenzstatistisch überprüfen möchtest, so kann man das machen (funktioniert über Z-Transformation und den Vergleich von empirischem und kritischem Z-Wert -> mal bei Google nachschauen). Ob das tatsächlich für deinen Ansatz passend ist, musst du entscheiden. Möchtest du auf Inferenzstatistik verzichten, kannst du die entsprechenden Korrelationen auch direkt in Effektstärken umdeuten, diese dann vergleichen und interpretieren (laut Cohen: r=0.1 kleiner Effekt, r=0.3 mittlerer Effekt, r=0.5 großer Effekt). Wenn du die Korrelationskoeffizienten quadrierst, erhältst du zudem die gemeinsame Varianz der jeweiligen zwei Variablen.

Viele Grüße
peter_reust
Beiträge: 6
Registriert: 08.10.2010, 08:31

Beitrag von peter_reust »

Danke Silversurfer für deine Antwort

Leider funktionieren die von dir geposteten Links nicht. Ich weiss jedoch nicht, ob ich mit dem Vergleich der Korrelationskoeffizienten auf dem richtigen Weg bin.

Meine Hypothese lautet beispielsweise:
Je höher die Testangst, desto höher ist die psychische Beanspruchung in beiden Bedingungen, wobei der Zusammenhang innerhalb der Chatbedingung abgeschwächt wird. -->

Bin ich da auf dem Hozlweg, wenn ich eine Regressionsanalyse berechne?
Silversurfer
Beiträge: 165
Registriert: 05.07.2009, 21:10

Beitrag von Silversurfer »

Hallo Peter,

wenn du den Link in die Browserzeile kopierst und dann Eingabe drückst, sollte es funktionieren. Für eine Regression ist deine Gesamtstichprobe recht klein, was ggf. zu verzerrten Ergebnissen führt.

Warum berechnest du nicht einfach Partialkorrelationen in beiden Gruppen und kontrollierst beispielsweise die anderen Persönlichkeitsparameter? Die Partialkorrelationen zwischen beiden Bedingungen könntest du dann miteinander vergleichen.
peter_reust
Beiträge: 6
Registriert: 08.10.2010, 08:31

Beitrag von peter_reust »

Hey!

Das hört sich nach einer sehr schlanken & einflachen Lösung an... aber hält dieses Vorgehen (mit Ausnahme des Argumentes der geringen Stichprobe) einer (moderierten) Regressionsanalyse entgegen?
Silversurfer
Beiträge: 165
Registriert: 05.07.2009, 21:10

Beitrag von Silversurfer »

Das musst letztendlich natürlich du selbst entscheiden. Nur soviel sei dazu noch gesagt: Tabachnick & Fidell schlagen vor in einer Regression die benötigte Stichprobengröße folgendermaßen zu berechnen, wenn man einzelne Prädiktoren überprüfen möchte: N größer gleich 104 +m (m=Anzahl der Prädiktoren). Berechne das mal für deinen Fall und Vergleich es mit dem, was du vorliegen hast.

Wenn du möchtest, kannst du natürlich auch mal beides im direkten Vergleich rechnen - Regression mit evtl moderiertem Zusammenhang und einfache Partialkorrelation. Ich würde aber so, wie ich dein Projekt verstanden hab, bei den Partialkorrelationen bleiben.
peter_reust
Beiträge: 6
Registriert: 08.10.2010, 08:31

Beitrag von peter_reust »

Wow! Danke dir! Die Richtlinie von Tabachnick & Fidell haben mich nun voll und ganz in Richtung Partialkorrelation gebracht! Ich hätte genau die Hälfte der geforderten Stichprobengrösse (...) Wohl etwas mickrig!

Eine Frage hab ich noch zur P.Korrelation:

In meiner Studie hab ich 3 Prädiktoren (Testangst, Neurotzismus, Extraversion) die 3 Kritierien (psychische Beanspruchung, Leistung und Fairnessempfinden) in den zwei Bedingungen (Chat vs. traditionelle Kommunikation) voraussagen sollen.
Ich hab gemerkt, dass die Variable Geschlecht mit einigen Prädiktoren und mit einigen Kriterien hoch korrelieren. Diese Variable nehme ich also sicher in die PK als Kontrollberechnung mit ein!

Wenn ich die Prädiktoren mit dieser Kontrollvariable rechne, kommen sehr vielversprechende (hypothesenkonforme) Resultate raus!

WEnn ich aber wie von dir vorgeschlagen auch die anderen Persönlichkeitsparameter kontrolliere, dann sind alle Korrelationen nicht signifikant und tummeln sich mehr oder weniger um den Nullpunkt herum (Neurotizimus frisst mir wohl sehr viel von der Testangst weg, und umgekehrt)

Meine Frage:
Bei einer Regressionsanalyse nehme ich doch in einem ersten Schritt meistens auch nur die demographische Kontrollvariablen (hier das Geschlecht) hinein und berechne die (den) Prädiktor ohne "Neutralisierung" der anderen Prädiktoren, oder?

Darf ich also meine Partialkorrelation ausschliesslich mit der Kontrollvariable "Geschlecht" rechnen?

Hoffe du versteht meine (vorerst letzte) Frage! :-)

Dir einen schönen Tag,
Peter
Silversurfer
Beiträge: 165
Registriert: 05.07.2009, 21:10

Beitrag von Silversurfer »

Berechne doch mal eine ganz normale Korrelation zwischen Neurotizismus und Testangst - bin mir ziemlich sicher, dass du da einen schönen Wert bekommst. Vielleicht lassen sich ja beide Variablen zu einer zusammenfassen. Mit der würde ich dann die Partialkorrelation rechnen. Inhaltlich macht es jedenfalls Sinn, dass Testangst und Neurotizismus schön miteinander korrelieren.

Nur Geschlecht zu kontrollieren würde ich nicht machen. Damit rechnest du dir die Ergebnisse wider besseren Wissens nur künstlich schön. Du willst ja aber auch wissen, ob die Persönlichkeitsmerkmale unabhängig voneinander Signifikanzen in den PK zeigen.
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